Hohenemser Literatur, Salomon Sulzer Saal
Akündigung Lesung am 8.6.2023 um 19:30
mimesis – sprachliche gesten


Vorwort
Poesie ist ein „Ort“. Dies „sagen“, es aussprechen können! Mimesis! Es müssen nicht nur Worte sein, auch Töne oder die Stille selbst, führen über Schwellen hinweg ins Offene, entsprechend der Natur des Menschen, der sich „er-innern“ will. Wahrnehmung der Wirklichkeit. Hinter allem die Suche nach ihr, auch einer letzten.
Worte finden, hilft „dorthin“ zu gelangen. Nur Wissende wissen wohin. Das Schriftlich-Werden des Empfundenen, des Gedachten, der damit verbundenen Gefühle, bedeutet Verdichtung einer Gegenwart, verlangsamt in ein Jetzt hinein, ist Anstrengung auch auf eine Klärung hin, zu sich selbst hin. Klarheit, die ohne die Prüfung durch Worte nicht möglich wäre.
Jetzt im Alter steht mir das deutlich vor Augen.
Etwas nicht sagen können, ist wie eine Atemnot dem Leben gegenüber.
Benennen, was ist, war schon die frühe Aufgabe Adams im Paradiesgarten, ins Leben rufen, damit Empfindung und Gefühl es wahrnehmen, für die Seele es in Besitz nehmen.
Ein Kar in den Bergen, weitgebreitet mit steilen Hängen, eingemuldet; hoch oben das sanfte Joch gegen den Horizont, geöffnet für zwei Wolkenballen, die über den blauen Himmel hinziehen.
Für Momente ein Bild vollkommener auf einander bezogener Einheit. Stille und Licht in der Landschaft.
Dann später, angestrengt und müde lehnst du an der braunen Hüttenwand der verschlossenen Alpe. Vor dir ein einziger großer Berg, so hoch und doch voller Weite …..
Sprich aus, was du gesehen hast, suche die Spur der Worte, es ist mehr als sehen, sie machen dich wach für die Welt, für die Lust, für die Trauer, für den Schmerz. Sie müssen gesprochen werden, damit du dem, was dir wehtut, verzeihen kannst.
Zum Beispiel, dass der Schmetterling einen zerrissenen Flügel hatte und an der Lärchen-Holzwand vor dem Winter einen Unterschlupf suchte.
Ein Letztes aber ist nicht verfügbar. Ist es denn „sagbar“?
CUstos Quid de nocte
ti apomenei
das, was bleibt
„Ariadnes Faden rettet aus dem Labyrinth, Heilgard Bertels rotes Buch mit lyrischen Texten begleitet im Labyrinth von Dasein und Leben. Sie ist Malerin mit Worten und Farben und lässt uns teilhaben an ihrer vielfältigen inneren Erlebniswelt. „Das, was bleibt“ (Titel), reflektiert je nach persönlichem Licht und Schatteneinfall verschiedene Farbnuancen ähnlich wie bei Flächen eines Kristalls.
Heilgard Bertel schreibt sich mit ihren lyrischen Texten die Beunruhigung über Geschehnisse, innen und außen, durch Mensch und Natur, von der Seele. Sie bietet uns ihr Berührtsein durch Stille und Wind, von Licht und Verschattung in der Landschaft als unsere eigene Projektionsfläche an.
Noch mehr Freiraum zum persönlichen Mitschwingen geben uns ihre dazwischen gefügten Malereien mit intensiven Farben und immer wieder leicht darüber gezogenen Linien! Das rote Buch von Heilgard Bertel ist ein äußerlich und inhaltlich ergreifender Begleiter für den eigenen Rückzug in die Stille.“
Dr. Ulrike Bogner-Hell, Innsbruck
„Auf der kleinen Insel der Gegenwart umgeben vom Meer der Vergangenheit schreibt Heilgard Bertel ihre Texte und malt Heilgard Bertel ihre Bilder. Tief berührend!“
Inge Ebenhoch
Fotos: Kurt Dornig


Anmerkung: Der aktualisierte Preis für das Buch beträgt € 25,-.